No. 02

An dieser Stelle zwischen Pankow und Reinickendorf versuchte 1973 ein Mann über den Friedhof, der rechts hinter dem Zaun auf Ost-Berliner Seite liegt, zu dem Haus auf der linken Seite zu gelangen, welches unmittelbar hinter der Mauer in West-Berlin lag. Grenzschützer der DDR stellten und erschossen ihn und verbrannten seinen Leichnam umgehend.

Als die Hinterbliebenen den Mann als vermisst meldeten, entwarf die Stasi eine Legende, um das wahre Geschehen zu verschleiern. Was wirklich passiert war, erfuhren die Angehörigen erst nach 1989. Die Grenschützer hingegen wurden für ihren vorbildlichen Dienst mit einem Orden ausgezeichnet.

Heute leben wir in einer Gesellschaft des Überflusses und Wohlstands, in der Freiheit scheinbar als so selbstverständlich angesehen wird, dass so mancher sie schon als bedroht ansieht, wenn er nur einen Mundschutz tragen oder nachdenken soll, ehe er seine Meinung in die Welt trägt.

Ja, unsere Freiheit ist bedroht – jedoch nicht von Rücksicht, Solidarität, Toleranz, Respekt und Demut, sondern von Ignoranz, maßloser Überheblichkeit und grenzenlosem Egoismus und Gier. Und so lassen wir, die allen Reichtum und alles Wissen der Welt in den Händen halten, Menschen qualvoll ersticken, um gleichzeitig zu klagen, dass es nun doch langsam genug sei der Einschränkungen.

How much is enough to kill yourself?

(Ein letztes Relikt aus dieser Zeit sind die vielen Laternen entlang des Weges – sie dienten dazu, den Grenzstreifen auch Nachts taghell zu erleuchten…)